Im Jahre 1991, also nach sieben Jahren, überliess ich das Projekt in Manono den Afrikanern. Eine deutsche Organisation gab mir den Auftrag, in Ostafrika Projekte zu suchen. In ihrem Auftrag reiste ich nach Lesotho, Südafrika, Zimbabwe, Sambia, Kenya und Äthiopien. In jedem Land schlug ich der Organisation ein Projekt vor und verfasste darüber einen Rapport. Ich selbst wollte klinisch tätig sein. Deshalb wählte ich das Projekt, das ich in Äthiopien rekognosziert hatte. Das College of Medical Sciences in der nordäthiopischen Stadt Gonder, das damals noch zur Universität Addis Ababa gehörte (heute ist es eine eigene Universität), bot mir die Stelle eines Associate Professor in der Chirurgie an.
Mit Frau und Kindern zügelte ich aus Zaire in die Schweiz und von dort nach Gonder. Wir erhielten eine Wohnung im College. Mit Geld der deutschen Organisation stattete ich einen Operationssaal neu aus. So konnte ich dort alle Operationen, die auf mich zukamen, durchführen. Fast täglich hatten wir Patienten mit Schussverletzungen. Sehr häufig waren auch der Volvolus des Sigmacolons und der Volvolus des Dünndarms. Neben der klinischen und operativen Arbeit musste ich Vorlesungen halten und die Medizinstudenten praktisch am Krankenbett und im Operationssaal unterrichten. Auch hatten wir junge Ärzte, die nach dem Staatsexamen als Residents in der Chirurgie arbeiteten. Auch sie musste ich unterrichten und praktisch ausbilden. Nachdem der äthiopische Kollege, der schon vor mir in Gonder tätig gewesen war, nach Addis Ababa zügelte, wurde ich Vorsteher der chirurgischen Klinik.
In den klinischen Abteilungen der Medizinschule war ich der einzige Ausländer. Ich blieb dort bis Ende Februar 1995.
Patient nach Operation eines Kiefertumors
Mädchen mit Knocheninfektion und Sequester des Schienbeins
Durchschuss beider Oberschenkelknochen
Röntgenbild nach beidseitiger Osteosynthese. Patient bewegt beide Beine wieder ohne Einschränkungen.
Wegen der Schule zügelte meine junge Familie im Sommer 1994 in die Schweiz. In Oberglatt mieteten wir eine Wohnung. Ich kehrte nach Äthiopien zurück und blieb dort bis zum 1. März 1995. Dann kehrte auch ich in die Schweiz zurück.
Von der Schweiz aus machte ich Kurzeinsätze von einigen Wochen oder einigen Monaten in Angola, Ruanda, Senegal, Mauretanien. 1996 fuhr ich mit meinem Landcruiser von Addis Ababa nach Lusaka, der Hauptstadt Sambias. Mein Begleiter auf dieser ziemlich mühsamen Reise war unser ehemaliger Hausbursche in Gonder. Ich fand keinen Schweizer, der mich begleiten wollte. Diejenigen, die ich fragte, behaupteten, die Reise sei zu gefährlich.
Meine Frau flog mit unseren drei jüngsten Kindern nach Lusaka. Zusammen fuhren wir mit dem Toyota Landcruiser nach Lubumbashi im Zaire und von dort auf der beschwerlichen Strasse nach Manono, wo ich für eine britische Organisation, die damals das Projekt in Manono unterstützte, eine Evaluation machte. Die Krankenhäuser in Manono und in Kiambi funktionierten noch mit den Chefärzten, die ich eingesetzt hatte; der Chefarzt von Ankoro war entlassen worden.
1998 überfiel die Soldateska aus Ruanda und Uganda den östlichen Kongo. Bewaffnte Banden drangen bis nach Manono vor. Wer von den Einwohnern irgenwie beweglich war, flüchtete nach Lubumbashi. Seither wird die Gegend von Manono ärztlich kaum noch versorgt. Auch ist es heute wegen der vielen Waffen gefährlich, in die Dörfer hinauszufahren. Früher bestand überhaupt keine Gefahr in entlegenen Dörfern. Damals waren die Menschen friedlich, genügsam und gastfreundlich.