Andreas Steiner

Arzt, Schriftsteller, Philosoph

1943 – 1964: Schule, Studium und erste Jahre als Arzt

Geboren am 29. Januar 1937

Primarschule in Zollikon, Gymnasium in Zürich.

Nach meiner Matur, im Herbst 1955, studierte ich ohne Unterbruch Medizin: die ersten beiden Semester bis zum ersten Propi in Genf, dann in Zürich. Im Frühling 1958 bestand ich in Zürich das 2. Propi. Nach den beiden ersten klinischen Semestern in Zürich verlegte ich das Sommersemester 1959 an die Universität Hamburg und das Wintersemester 1959/60 an die Sorbonne in Paris. Im Frühling 1960 kehrte ich an die Universität Zürich zurück. Die drei letzten klinischen Semester studierte ich in Zürich. Im Sommer/Herbst 1961 machte ich das Staatsexamen, am 4. Dezember 1961 erhielt ich mein eidgenössisches Arztdiplom. 

In den vorklinischen Semestern hatte ich mehrmals an meinem Entscheid, Medizin zu studieren, gezweifelt. Zu sehr zog es mich damals noch zu den Geisteswissenschaften hin. Kaum war ich aber in den klinischen Semestern angelangt und hatte mit Patienten zu tun, faszinierte mich mein Studium. In Zukunft gab es für mich keine Zweifel mehr, den richtigen Beruf gewählt zu haben. 

In meiner Studienzeit war ich auch in den Ferien tätig: ich durchlief die beiden obligatorischen Praktika als Unterassistent an den internmedizinischen Kliniken des Spitals Zollikerberg und des Kantonsspitals Zürich. Den obligatorischen Militärdienst absolvierte ich bis zum Unteroffizier. Dreimal reiste ich nach Griechenland und einmal in die Türkei. Nach dem Staatsexamen ging ich in die Sanitätsoffiziersschule. Am 10. März 1962 wurde ich zum Leutnant der Sanität ernannt. Unmittelbar darauf reiste ich während drei Monaten in Persien und Afghanistan herum, was damals ziemlich mühsam, aber in keiner Weise gefährlich war. 

Ab 19. Juli 1962 arbeitete ich während einem Jahr als Assistent im Krankenhaus Wald im Zürcher Oberland. Mein Chef war Dr.med. Robert Blass, er wurde mein Vorbild als Arzt und als Chirurg. Von Robert lernte ich, was es heisst, Arzt im eigentlichen und im umfassenden Sinn zu sein. 

Anschliessend verdiente ich meinen Leutnantsgrad in der Grenadierrekrutenschule Losone ab. Im November 1963 kehrte ich in das Haus meiner Eltern zurück. Am medizinhistorischen Institut der Universität Zürich schrieb ich meine Doktorarbeit mit dem Titel „Das nervöse Zeitalter. Der Begriff der Nervosität bei Laien und Ärzten in Deutschland und Österreich um 1900.“ Mein Doktorvater war Prof. Erwin Ackerknecht. Mit dieser Dissertation konnte ich meine Interessen in der Medizin und in den Geisteswissenschaften zusammenlegen und zum Ausdruck bringen. Jahrzehnte später bekam meine Dissertation eine gewisse Bedeutung. 2006 fand in Zürich ein Symposium der Gottfried Keller Gesellschaft aus Zürich und der Theodor Fontane Gesellschaft aus Berlin statt. An diesem Symposium erfuhr ich, dass ich der erste war, der über das Problem der 'Nervosität als Zeitkrankheit' geschrieben hatte, von der viele Menschen um die Jahrhundertwende sich einbildeten, befallen zu sein. Meine Dissertation wurde als ein grundlegendes Werk nicht nur von den Medizinern sondern auch von den Geschichts- und Literaturwissenschaftlern anerkannt und gewürdigt. Am 8. Dezember 1964 erhielt ich den Doktortitel.