Jetzt wollte ich als Arzt arbeiten, wo ich gleichzeitig meinen Drang als „Urwaldforscher“ ausleben konnte. Ich meldete mich beim Roten Kreuz für eine Mission im Jemen; dort wütete zwischen Royalisten und Republikanern ein Krieg. Die Republikaner wurden von den Ägyptern, die Royalisten von Saudi-Arabien unterstützt. Als jüngster Arzt wurde ich zusammen mit einem Medizinstudenten und einem Pfleger ins Hauptquartier des jemenitischen Königs geschickt, das in den nördlichen Bergen des Jemens lag. In einer Höhle hatten frühere Ärzte eine Art Klinik eingerichtet, die Jemeniten nannten es Mustafa, Spital. Kaum waren wir dort angelangt, umzingelten die Ägypter das Gebirge, der König floh nach Saudi-Arabien. Wir lebten in unserer Höhle. Morgens untersuchten und operierten wir Patienten, nachmittags besuchten wir Patienten in den umliegenden Dörfern. Unter abenteuerlichen Umständen kehrten wir zwei Monate später nach Gisan in Saudiarabien zurück. Wegen der feindlichen Flieger konnten wir nur nachts marschieren, beziehungsweise auf einem Kamel reiten. Tagsüber versteckten wir uns unter Büschen. Von Gisan flogen wir nach Najran. Wir erreichten das Feldspital bei Uqd in der Wüste, als sich die übrige Mitglieder unserer Rotkreuzequipe zur Rückreise in die Schweiz bereitmachten. Ich verlängerte meinen Aufenthalt um einen Monat. Von Uqd aus machte ich zwei ärztliche Expeditionen in die nördlichen Frontgebiete, um verwundete Krieger zu versorgen und gefangene Ägypter zu betreuen. Ende November war auch meine Mission zu Ende. Ich reiste in den Hadhramaut, das damals noch britisches Protektorat war. Ein älterer Freund arbeitete in Mukalla als Health Advisor. Mit ihm fuhr ich auf eine Inspektionstour ins Hadhramaut. Wir besuchten die uralten Städte Shibam, Sayun, Tarim. Kurz vor Jahresende kehrte ich in die Schweiz zurück.
Rotkreuzhöhle im Gebirge
Untersuchung eines Patienten
Royalistische Krieger vor einer Burg
Ägyptische Flieger bombardieren, ohne zu treffen